„Wollen wir in Deutschland weiterhin eine den individuellen Patientenbedürfnissen entsprechende medizinisch sachgerechte und qualitativ hochwertige Hilfsmittelversorgung ermöglichen, muss jetzt gehandelt werden! Die derzeit massiven und umfassenden Kostensteigerungen gefährden den Mittelstand, vor allem aber die Versorgungssicherheit mit medizinischen Hilfsmitteln, auf die Millionen Menschen in Deutschland angewiesen sind. Um dies zu verhindern, stehen Gesetzgeber und Krankenkassen in besonderer Verantwortung, damit Hilfsmittel dem Gesundheitsmarkt und schlussendlich dem Patienten kostendeckend zur Verfügung gestellt werden können.“ Mit ihrem Appell nimmt eurocom-Geschäftsführerin Oda Hagemeier Bezug auf eine äußerst ernste Lage, der eine Vielzahl von Faktoren zugrunde liegen und die Hilfsmittelhersteller vor immer größere Herausforderungen stellt: Die Inflation mit ihren nachgelagerten Effekten, extrem gestiegene Energiepreise, gestörte Lieferketten, höhere regulatorische Anforderungen sowie der Fach- und Arbeitskräftemangel verstärken sich wechselseitig und verursachen drastische Kostensteigerungen. Die Folge: Konnten die Unternehmen in der Vergangenheit die nur in einzelnen Bereichen auftretenden Kostensteigerungen noch abfedern, birgt deren Ausweitung auf nunmehr fast alle Bereiche die Gefahr in sich, dass die Produktion von Hilfsmitteln nicht mehr wirtschaftlich ist. Betroffen sind sämtliche Mitglieder der eurocom und schon jetzt befürchtet jedes dritte Unternehmen, dass es zu Engpässen in der Versorgung kommen wird. Dies ergab die Mitgliederbefragung 2022
Lösungen: Gesetzgeber und Krankenkassen sind gefordert
Während Preise in anderen Branchen kurzfristig erhöht werden können, ist diese Flexibilität in der Hilfsmittelbranche aufgrund der komplexen Vertragsstrukturen zur Versorgung gesetzlich Krankenversicherter im Rahmen des Sachleistungsprinzips stark eingeschränkt. 83 Prozent der eurocom-Mitglieder geben an, die reellen Kostensteigerungen gar nicht oder nur teilweise an den Markt bzw. an die Leistungserbringer weitergeben zu können. Denn Vergütungsvereinbarungen zwischen gesetzlichen Krankenkassen und Leistungserbringern (Sanitätshäuser, Apotheken) sind in der Regel über mehrere Jahre fest vereinbart. Für sie gibt es keine automatischen Preissteigerungen in besonderen Ausnahmesituationen. Somit liegt es in der aktuellen Situation in erster Linie in der Hand der Krankenkassen, Risiken von Versorgungsengpässen und Qualitätseinbußen in der Versorgung der Versicherten zu verhindern, indem sie Festbeträge und Vertragspreise im Hilfsmittelbereich um mindestens den jährlichen Inflationsausgleich anpassen. Zudem sind gesetzgeberische Interventionen notwendig, die sicherstellen, dass Hilfsmittelhersteller benötigte Rohstoffe und eine ausreichende Energieversorgung beziehen und vor allem, dass sie ihre Produkte kostendeckend dem Gesundheitsmarkt zur Verfügung stellen können. „Denn wer die wie im Koalitionsvertrag festgeschriebene „High-Medizintechnik made in Germany“ will, der muss in Krisenzeiten die Rahmenbedingungen entsprechend anpassen und die verantwortlichen Akteure zum Handeln auffordern“, so Hagemeier.
Hier geht es zum eurocom-Positionspapier „Mittelstand schützen, Versorgung sichern“.
Über eurocom
eurocom ist die Herstellervereinigung für Kompressionstherapie, orthopädische Hilfsmittel und digitale Gesundheitsanwendungen. Der Verband versteht sich als Gestalter und Dialogpartner auf dem Gesundheitsmarkt und setzt sich dafür ein, das Wissen um den medizinischen Nutzen, die Wirksamkeit und die Kosteneffizienz von Kompressionstherapie und orthopädischen Hilfsmitteln zu verbreiten. Zudem entwickelt eurocom Konzepte, wie sich die Hilfsmittelversorgung aktuell und in Zukunft sicherstellen lässt. Dem Verband gehören nahezu alle im deutschen Markt operierenden europäischen Unternehmen aus den Bereichen Kompressionstherapie und orthopädische Hilfsmittel an.
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Antje Schneider, eurocom e. V. – European Manufacturers Federation for Compression Therapy and Orthopaedic Devices
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